Unternehmenswert berechnen: 4 Methoden im Überblick

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie mit unterschiedlichen Methoden den Unternehmenswert berechnen können. Dabei gehen wir auf das Gesamtwertverfahren, das Substanzwertverfahren, die Marktwertmethode und die Multiplikatormethode ein.

Egal ob aufgrund von Firmenfusionen, der Firmennachfolge oder dem Firmenverkauf: Die Meinungen von Käufer und Verkäufer hinsichtlich des Kaufpreises gehen meist stark auseinander.

Doch nicht nur das: Auch stimmt der tatsächliche Verkaufswert in der Praxis häufig nicht mit dem tatsächlichen Wert des Unternehmens überein. Daher ist eine objektive Unternehmenseinschätzung essentiell. Wir verraten Ihnen, welche Möglichkeiten es gibt, den Unternehmenswert zu berechnen und welchen Vorteil die einzelnen Methoden haben.

Unternehmensinhaber, vor allem die von klein- und mittelständischen Unternehmen, schätzen den Wert ihres Unternehmens meist deutlich zu hoch ein. Das ist nicht verwunderlich, denn meist sind die Firmeninhaber gleichzeitig die Firmengründer und haben ihr ganzes Herzblut in das Unternehmen gesteckt.

Leider wird dieser Verkaufserlös in der Praxis nur selten erreicht und es gilt: 

Das Unternehmen ist letztendlich nur so viel wert, wie der Käufer bereit ist, dafür zu zahlen. 

Der Käufer sieht in erster Linie die Zukunft eines Unternehmens und fragt sich, wie viel Umsatz in den Folgejahren wohl zu erwarten ist. Glück hat der, der den Käufer findet, der bereit ist, den festgesetzten Kaufpreis zu zahlen. Die Realität sieht aber meistens anders aus und Sie als Verkäufer müssen deutliche Kompromisse eingehen.

Methode 1: Das Gesamtwertverfahren

a) Ertragswertmethode

Die Ertragswertmethode zählt zum sogenannten Gesamtwertverfahren. Wie der Name bereits vermuten lässt, geht man bei diesem Verfahren von den zu erwartenden Erträgen aus. Die zu erwartenden Aufwendungen und Erträge beziehungsweise Auszahlungen werden also vereinfacht gesagt gegenübergestellt und so der momentane Barwert des Unternehmens ermittelt. Ist solch eine detaillierte Planung nicht möglich, kann man den Wert auch annähernd anhand der Betriebsergebnisse der letzten drei Jahre ermitteln. Natürlich sind das alles nur Schätzwerte, die den ungefähren Betriebswert bestimmen.

Diese Methode dient in erster Linie dazu, die zukünftigen Einnahmenüberschüsse herauszukristallisieren. Das Unternehmen sollte in den Folgejahren mindestens so viele Erträge erwirtschaften, dass der investierte Kaufpreis abgedeckt werden kann. Diese sogenannte Ertragskraft und damit die Kapitaldienstfähigkeit sind bei der Unternehmensnachfolge von entscheidender Bedeutung. Immerhin muss der Nachfolger aus den zu erwartenden Erträgen nicht nur alle kommenden Investitionen, sondern auch Zins- und Tilgungszahlungen aus der Kaufpreisfinanzierung leisten.

Das Ertragswertverfahren ist mittlerweile das in Deutschland am häufigsten genutzte Verfahren zur Unternehmensbewertung. Neben der DCF-Methode gilt es als das einzige in der Theorie richtige Verfahren zur Bewertung einer Firma. 

Der Grund: Kein Käufer ist gewillt dazu, einen Preis zu zahlen, bei dem sich der investierte Kaufpreis nicht genügend verzinst. Jedoch lassen sich auch mit diesem Verfahren zur Unternehmensbewertung grundsätzlich nur tendenzielle Aussagen machen. Hat der Vorgänger hohe Gewinne erzielt, heißt das nicht, dass das auch in Zukunft so bleibt. Die unternehmerischen Fähigkeiten können sich ebenso ändern wie die Wettbewerbsverhältnisse.

b) Discounted Cash-Flow Methode (DCF)

Bei den Gesamtwertverfahren gibt es zwei Varianten, die Ertragswertmethode und die Discounted Cash-Flow Methode (DCF). Beide haben den wesentlichen Vorteil, dass sie sich leicht berechnen lassen und recht zuverlässige Werte liefern.

Die DCF-Bewertungsmethode etwa ist international anerkannt. Sie basiert auf dem Free Cashflow-Ansatz (FCF). Der Free Cashflow ist die Summe aller frei zur Verfügung stehenden Geldmittel nach Abzug von Betriebskosten, Steuern etc. Anhand dieses Wertes kann man relativ genau voraussagen, wie es in naher Zukunft um das Unternehmen steht. 

Prognosen sind allerdings für maximal drei Jahre möglich. Alles, was darüber hinaus geht, wird wiederum zu ungenau. Auch die Marktlage und eventuelle politische Entwicklungen kann man selten weiter als drei Jahre voraussagen.

Methode 2: Die Ermittlung des Substanzwertes

Das Substanzwertverfahren ist eine weitere Methode, um schnell den Unternehmenswert zu berechnen. Der Wert eines Unternehmens wird bei dieser Methode anhand der vorhandenen Vermögenswerte bestimmt. 

Es müssen also zunächst alle Einzelwerte eines Unternehmens ermittelt werden. Das sind in erster Linie Maschinen, Gebäude und Grundstücke, der Fuhrpark und das Materiallager. Auch sogenannte fertige Waren zählen zum Bestandswert. Diesen Beständen werden die Rückstellungen und Verbindlichkeiten abgezogen. Man erhält also eine Art Waagschale, die bestenfalls ein Gleichgewicht darstellen sollte. In der Praxis ist das natürlich eher nicht der Fall und die Waage kippt zur einen oder anderen Seite. 

Beim Substanzwertverfahren wird davon ausgegangen, dass es möglich ist, alle Unternehmenswerte zu verkaufen und damit das Fremdkapitel zurückzuzahlen. Würde es zu einem zusätzlichen Erlös kommen, würde dieser unter den Eigenkapitalgebern aufgeteilt.

Seinen Namen verdankt das Substanzwertverfahren der Tatsache, dass zur Unternehmensbewertung alles materiell Fassbare, also die Substanz des Unternehmens, herangezogen wird. Dieser Substanzwert wird zu einem festen Stichtag ermittelt. Dieses Verfahren ist allen Unternehmen zu empfehlen, deren Vermögen zu einem großen Teil aus Immobilien und Anlagen besteht. 

Hierbei handelt es sich um sogenannte stille Reserven und der bilanzielle Buchwert ist meist nicht aussagekräftig genug. Dieses Verfahren ermittelt einen sogenannten Teilreproduktionswert. Werden zusätzlich zu den materiellen Objekten der Firma auch die immateriellen Werte wie Patente, Marktwerte oder Kundenstamm mit herangezogen, spricht man vom Vollreproduktionswert.

In der Praxis spielt dieses Verfahren kaum eine Rolle. Wenn es verwendet wird, sollte es immer in Kombination mit anderen Bewertungsverfahren genutzt werden. Das Problem bei dieser Bewertungsmethode ist schließlich, dass nur der momentane Kaufpreis ermittelt wird. Zukunftsweisende Innovationen oder Umstrukturierungen werden nicht berücksichtigt.

Methode 3: Die Marktwertmethode

Die Marktwertmethode ist der dritte Ansatz, mit dem man den Unternehmenswert berechnen kann. Dieser wird wesentlich durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Wie sieht es also mit den Produkten oder Dienstleistungen aus, die ein Unternehmen fertigt beziehungsweise anbietet? 

Sind diese bei der Kundschaft gefragt, gibt es sicher Nachfolgeunternehmen, die an einer Übernahme des Betriebes interessiert sind. Der Marktwert ist ein sogenannter Gleichgewichtswert. Bei börsennotierten Unternehmen handelt es sich dabei um den Börsenwert. 

Neben dem Marktwert liest man häufig auch Mittelwert oder „Stuttgarter Verfahren.” Bei der Mittelwertmethode wird der Wert des Unternehmens als ein arithmetisches Mittel aus Ertrags- und Substanzwert gesehen. Das Stuttgarter Verfahren dagegen ist etwas ganz anderes und ein Bewertungsverfahren, das meist bei Streitigkeiten zwischen Gesellschaftern angewendet wurde. Dieses Verfahren wurde allerdings vom Bundesverfassungsgericht mittlerweile abgeschafft.

Methode 4: Die Multiplikatormethode

Die Multiplikatormethode zählt zu den sogenannten marktorientierten Bewertungsverfahren. Die Ermittlung des Unternehmenswertes erfolgt dabei durch die Multiplikation einer Betriebskennzahl mit einer entsprechenden Verhältniskennzahl, dem Multiplikator. 

Der Multiplikator wird aufgrund vergleichbarer Zahlen aus dem Verkauf ähnlicher Unternehmen herangezogen, daher auch die Bezeichnung Vergleichswertverfahren. Das können Betriebe vergleichbarer Größe, einer ähnlichen Branche oder in derselben Region sein. 

Das setzt natürlich voraus, dass Sie diese Verkaufszahlen kennen. Genau aus diesem Grund stößt die Multiplikatormethode schnell an ihre Grenzen. In der Praxis ist es häufig schwierig, geeignete vergleichbare Unternehmen zu finden. Immerhin ist jedes Unternehmen anders und auf seine Art einzigartig. Es gibt nur wenige Unternehmen, die direkt miteinander vergleichbar sind.

Die Multiplikatormethode zur Ermittlung des Unternehmenswertes zählt zu den Vergleichswertverfahren. Ihr Vorteil ist, dass sie eine einfache Methode sind, den eigenen Unternehmenswert herauszufinden. Allerdings bergen sie auch eine gewisse Gefahr, denn es wird ausschließlich mit Mittel- und Schätzwerten gerechnet. Wir empfehlen daher, diese Multiple Verfahren lediglich zur ersten und groben Einschätzung zu nutzen.

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Kombination verschiedener Methoden

Sie haben nun die bekanntesten Methoden zur Ermittlung eines Unternehmenswertes kennengelernt. Kommt es bei Ihnen zu einem Unternehmensverkauf oder der Unternehmensnachfolge, empfehlen wir Ihnen grundsätzlich immer, mehrere Methoden in Kombination anzuwenden. Mit diesem so ermittelten Unternehmenswert ist eine gute Grundlage geschaffen, die bei den Kaufverhandlungen als Richtwert für den Kaufpreis angenommen werden kann. Dennoch ist der Kaufpreis von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. 

Zu den wichtigsten zählen:

  • Ist eine Nachfrage überhaupt vorhanden?
  • Hat der potentielle Käufer ausreichend finanzielle Mittel?
  • Wie sind die aktuellen Markttrends?
  • Wie gut können Sie Ihr Unternehmen präsentieren?

Diese und viele weitere Faktoren bestimmen letztendlich, welcher Preis für ein Unternehmen gezahlt wird und ob sich dieser mit der Unternehmensbewertung deckt. In der Praxis stimmen die Ergebnisse aus der Berechnung des Unternehmenswerts tatsächlich selten mit dem gezahlten Kaufpreis überein. Sehen Sie diese also nur als grobe Richtung und verlassen sich nicht zu sehr darauf.

Welche Methode zur Unternehmensbewertung also die richtige ist, kann man pauschal nicht beantworten. Vielmehr sollten Sie einen gelungenen Mix aller Methoden anwenden, sodass letztendlich sowohl Sie als Verkäufer als auch der Käufer zufrieden sind.

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Unternehmenswert berechnen: Nicht nur die Zahlen bewerten

Wir empfehlen Ihnen grundsätzlich, nicht alleine von Zahlen auf den Unternehmenswert zu schließen. Beinahe ebenso wichtig ist die Reputation der Firma. Ist diese in der Gesellschaft anerkannt, kann sie auf einen großen Kundenstamm stolz sein und wie qualifiziert sind die Mitarbeiter? 

Diese Fragen sollten bei der Unternehmensbewertung ebenso einfließen wie die reinen Geschäftszahlen. Es geht also nicht nur darum, den reinen Unternehmenswert zu berechnen. 

Handelt es sich um ein anerkanntes Unternehmen, sind in der Zukunft hohe Umsätze zu erwarten. Neben der vorhandenen Substanz sehen Sie sich daher unbedingt auch die Zukunftsperspektiven eines Unternehmens an. 

Nicht zu vergessen: Jedes Unternehmen unterliegt einem Lebenszyklus. Nach Jahrzehnten des Aufstiegs folgt irgendwann der Moment, in dem ein Abstieg erkennbar ist. Je nachdem, an welchem Punkt das Unternehmen momentan steht, wirkt sich das wertsteigernd oder wertsenkend aus.

Fazit Unternehmenswert berechnen

Egal ob als Käufer oder Verkäufer: Es ist in jedem Fall in Ihrem Interesse, den korrekten Unternehmenswert zu ermitteln. Tatsächlich gibt es aber den korrekten Unternehmenswert nicht und der Firmenwert wird stets subjektiv bemessen. Sie als Unternehmensinhaber hängen emotional sicher am Unternehmen, was Ihre Preisvorstellung maßgeblich beeinflusst. 

Sollten Sie Hilfe bei Ihrem Unternehmensverkauf beziehungsweise der Unternehmensbewertung benötigen, wenden Sie sich gerne an uns. Wir sind M&A Berater und unterstützen Sie während des gesamten Verkaufsprozesses.

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